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Digitales Lernen erfordert mehr Selbstorganisation


Jederzeit verfügbar, individuell nutzbar, flexibel und selbstbestimmt: die neuen Formen digitalen Lernens mit Online-Lernplattformen schienen nur Vorteile zu haben. Doch da habe ich wohl auch von mir auf andere geschlossen! Als langjährig Selbstständige bin ich es gewohnt, mir alles selbst zu organisieren und das macht mir auch Spaß!

Für den typischen Seminarteilnehmenden ist es dagegen selbstverständlich, dass alles vorstrukturiert ist, Lernformen wie Lernzeiten. Nach dem Lehrvortrag kommt eine Diskussion und danach eine Gruppenarbeit, schließlich eine Kaffeepause mit lebhaften Gesprächen. Die Seminarbesucher folgen Lernwegen, die Trainer vorbereitet haben, und können in der Gruppe ganz schön untertauchen.

Nicht so in einem Onlinekurs! Digitales Lernen ist längst nicht für alle einfach oder gar motivierend.

  • Welche speziellen Anforderungen liegen dem digitalen Lernen zugrunde?
  • Und wie kann man Kursteilnehmende unterstützen, denen das eine oder andere nicht so leichtfällt?
ein Mann sitzt nachdenkend vor einem PC-Bildschrim
© Alexandra Koch, Pixabay-Lizenz 2024

Vertrautheit mit digitalen Tools

Die Geräte selbst sind heute meist kein Problem mehr, sie stehen am Arbeitsplatz zur Verfügung. Dennoch bringt mangelnde Vertrautheit ein höheres Stresslevel. Mal was versehentlich weggeklickt? Oder die Bedienung nicht gleich verstanden? Die digital Geübten lassen sich nicht stören. So etwas kommt eben vor! Sie haben Erfahrung im Trouble Shooting. Die Ungeübten geraten unter Druck, machen sich zu Unrecht Vorwürfe: „Jetzt habe ich wieder was falsch gemacht“. Das steht einem entspannten Lernen entgegen.

Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, ein Erklär-Video à la Youtube zur Bedien-Oberfläche der Lernplattform an den Anfang zu stellen.

Zeiterfordernis einschätzen

Im Seminar werden die Teilnehmenden quasi „von außen getaktet“. Auch ein Video-Coaching von einer Stunde kann verlässlich eingeplant werden. Die freien Arbeitszeiten im Onlinekurs erfordern dagegen mehr Zeitmanagement. Zumal die Lernelemente zeitlich sehr variieren: Es gibt ein kurzes Quiz von 2 Minuten, Übungen mit vielleicht 15 Minuten Arbeitszeit, aber auch Aufgaben mit Praxistransfer und -beobachtung, die einige Tage Zeit benötigen. Teilnehmende können oft erst erkennen, wenn sie eine Aufgabe öffnen, welcher Zeitaufwand nötig sein wird.

Hinzu kommt noch, dass je nach Nachdenk-Intensität und Anspruch an eine gute Formulierung auch die gleiche Aufgabe recht unterschiedliche Zeiten dauern kann, bei einzelnen Teilnehmenden vielleicht 10 Minuten, bei anderen hingegen eine halbe Stunde!

Eine grobe Orientierung kann dennoch durch eine Übersicht gegeben werden, in der die Inhalte und die Aufgaben im Kurs zu Anfang dargestellt werden.

Lernzeiten planen

Bei einem Onlinekurs kann jeder seine Zeitstruktur selbst gestalten. Man kann flexibel lernen, wann man besonders aufnahmefähig ist. Verteiltes Lernen in kleineren Einheiten von ein bis zwei Stunden ist am effektivsten. Aber wird es so gemacht?

Meist ist es nicht sinnvoll, spontan mal reinzugucken, wenn gerade etwas Zeit da ist, denn da kann schnell was dazwischenkommen. Auch einfach abzuwarten, bis sich solche Freiräume ergeben, ist in Zeiten heutiger Arbeitsbelastung wenig erfolgversprechend. Scheinbar plötzlich ist die Zeit für den Themenabschnitt vorbei, und Teilnehmende müssen die ganzen Inhalte auf den letzten Drücker und eben nicht verteilt bearbeiten.

Lernen heißt auch mehr als „sich digitale Inhalte anschauen“. Man muss sich einloggen, das Thema vergegenwärtigen, sich konzentrieren, wenn man Neues aufnimmt, eigene Erfahrungen reflektieren und beides in Beziehung setzen soll. Es muss eine qualifizierte Zeit sein, keine 5-Minuten-Häppchen zwischendurch und vielleicht auch nicht die letzte Viertelstunde an einem stressigen Arbeitstag.

Wenn so etwas absehbar ist, soll ich dann eine Lernzeitenplanung einfordern wie bei Schulkindern? Ich tue mich schwer damit, ich will ja die Freiheit der digitalen Lernwelt nicht gleich wieder einschränken. Allerdings muss Freiheit auch genutzt werden, damit sie wirksam wird. In einem Kurs hatte ich auf freiwilliger Basis angeraten, zu Beginn für die fünf Themenbereiche konkrete, feste Lernzeiten zu planen, und diejenigen, die das getan haben, hatten am Ende auch die vernünftigeren Lernverläufe.

Lernzeiten durchsetzen

Meine digitalen Angebote gehören zur beruflichen Bildung und gelten in den Unternehmen als Arbeitszeit. Obwohl sie in Zeiten von Homeoffice-Regelungen auch außerhalb des Betriebs bearbeitet werden können, ist es wohl oft nicht einfach, die Zeit dafür zu reservieren. Insbesondere bei Mitarbeitenden und Basis-Führungskräften hat das „Tagesgeschäft“ immer Vorrang.

Da gerät die Flexibilität von digitalem Lernen auch zum Nachteil! Für einen Seminartag hätte die Firma die Teilnehmenden freistellen müssen, für digitale Lernzeiten wird man gerne vertröstet. Das führte bei einem Kurs zu der „Verbesserungsempfehlung“, man möge die Lernzeiten z. B. in Form von zwei halben Tagen fest mit dem Unternehmen vereinbaren und den Kurs nur zu diesen Zeiten öffnen.


Soziale Einbettung

enschen lernen am besten im Austausch mit anderen Menschen. Das regt an, motiviert und führt zu Erlebnissen von Verbundenheit und Erfolg. In Onlinekursen sind die Teilnehmenden zunächst mal mit den digitalen Informationen und Aufgaben alleine. Deshalb sollten Elemente der Kommunikation so weit wie möglich genutzt werden. Persönlich formuliertes Feedback zu einer abgegebenen Aufgabe ist wirksamer als das automatisierte Feedback in einem Test. Das kostet aber natürlich Zeit. Videopräsentationen gewinnen an Wirkung, wenn neben den PPT-Charts auch die Aufnahme der vortragenden Person zu sehen ist.

Menschen lernen am besten im Austausch mit anderen Menschen. Das regt an, motiviert und führt zu Erlebnissen von Verbundenheit und Erfolg. In Onlinekursen sind die Teilnehmenden zunächst mal mit den digitalen Informationen und Aufgaben alleine. Deshalb sollten Elemente der Kommunikation so weit wie möglich genutzt werden. Persönlich formuliertes Feedback zu einer abgegebenen Aufgabe ist wirksamer als das automatisierte Feedback in einem Test. Das kostet aber natürlich Zeit. Videopräsentationen gewinnen an Wirkung, wenn neben den PPT-Charts auch die Aufnahme der vortragenden Person zu sehen ist.

Viel Potenzial zum Austausch steckt in der Nutzung von Gruppenformen wie einem Forum, in dem Teilnehmende sich austauschen können. Leider steht bei Firmenaufträgen oft eine gewünschte Vertraulichkeit dem entgegen.


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