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Vor-Ort-Beratung und Onlinekurs – ideal für psychologische Coachings

Artikel im Newsletter der BDP-Sektion Wirtschaftspsychologie

Am 20.4.2021 hat die Sektion Wirtschaftspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. diesen Artikel von mir in ihrem Newsletter veröffentlicht:

Sabine Neugebauer ist Diplom-Psychologin, Bankkauffrau und selbstständige Trainerin seit 1993.

 

Im Folgenden berichtet sie über ihre Erfahrungen mit Vor-Ort-Beratung und Online-Kursen. Für ihre tägliche Arbeit hat Sabine Neugebauer festgestellt, dass eine Kombination beider Formen viele Vorteile mit sich bringt.


Persönlichkeitsaspekte beim Coaching

Als langjähriger Coach bin ich in der Arbeit mit Kunden mit den Jahren immer “psychologischer“ geworden. Die Probleme, zu denen jemand Unterstützung sucht, haben genauso mit dem äußeren System (der Firma, dem Team usw.) zu tun, wie auch dem inneren System (der Persönlichkeitsstruktur, den Einstellungen, den instrumentellen Glaubenssätzen „wenn-dann“). Oft habe ich zum Klassiker „Kognitive VT bei Persönlichkeitsstörungen“ gegriffen, um meinem Coachee nicht nur auf der Sachebene gerecht zu werden. Zum gleichen Thema fielen die Beratungen recht unterschiedlich aus, je nachdem, welcher Mensch mir gegenübersaß.

Trend zur Kurzfristigkeit

Das läuft dann prima, wenn man viele Coachinggespräche über einen längeren Zeitraum finanziert bekommt. In den letzten zehn Jahren verstärkte sich der Trend zur Kurzfristigkeit immer mehr. Es konnte noch gelingen, dass der Coachee eine Idee davon bekam: Dieses Problem ereilt mich nicht zufällig. Er konnte vielleicht noch erkennen, dass er ähnliche Probleme immer wieder mal angezogen hatte. Aber eine Veränderungsarbeit mit Transfer- und Erprobungsphase und dem Ankommen in einem upgedateten Selbstbild, dafür war keine Zeit.

 

Ich hatte manchmal das Gefühl, ich klebe ein Pflaster. Damit kommt die Kundin, der Kunde erst mal zurecht. Aber eine Beratung, die eine Persönlichkeitsentwicklung ermöglichte, war das nicht.

Coaching-Zeitraum digital ausweiten

Schon vor der Corona-Krise habe ich begonnen, Präzenzcoachings mit zwischengeschalteten Telefongesprächen und einem individuellen Onlinekurs zu ergänzen. Auf diese Weise ist es mir gelungen, mit dem gleichen Budget – und verringerten Vor-Ort-Terminen – einen Lernzeitraum von bis zu einem Jahr zu gestalten. Dieses Modell hat sich in der Pandemie erst recht bewährt, weil die Präsenz-Beratungen noch seltener wurden.

Coaching-Edukation

In dem Onlinekurs gibt es Futter für die Themen, die in der Beratung gerade dran sind. Das ist vergleichbar mit der Psycho-Edukation der modernen kognitiven Verhaltenstherapien wie Schematherapie oder ACT. Das ursprüngliche Problem wird als Anlass genommen, sich grundsätzlich zu erforschen. Die Motivation des Ursprungsproblems wird aufgenommen, aber auch weitergeführt. Ich war öfters tief beeindruckt, welche weitreichenden Ziele sich die Kunden setzten und wie mutig sie neue Herangehensweisen probten.

Als Beraterin war ich gefordert, zeitnah neue Themenbereich in den Onlinekurs einzupflegen, je nachdem, welchen Weg mein Kunde einschlug. Das Themenspektrum reichte von klassischem Rollenmanagement und Problemlösung über Kommunikation, Selbstbehauptung, Stress, Arbeitstechnik, Motivation und Konfliktbewältigung.

Flipped Classroom im Coaching

Der jeweils individuelle Onlinekurs mit seinen Videos, Fallbeispielen oder auch bearbeiteten Übungen wird für den Kunden wie ein Tagebuch seiner persönlichen Entwicklung. Allerdings braucht es nach meiner Erfahrung unbedingt eine persönliche Beziehung zu einem Gegenüber, dem Coach. Der Onlinekurs allein als digitales Format schafft ein Informations-, ein Wissensfundament, so dass die persönlichen Beratungsstunden der gemeinsamen Bearbeitung dienen, ganz wie das Prinzip des Flipped Classroom in der Didaktik es beschreibt.

Budgetvorteile für Firmen

Für die Firmen kommt als Vorteil hinzu, dass sie einen längeren Betreuungszeitraum für das gleiche Budget haben können. Die Kunden bauen eine emotionale Beziehung zu einem Gegenüber auf, der sie eine längere und wichtige Zeit begleitet. Eine Kundin sagte im Abschlussgespräch: „Es war ein richtiger Glücksfall, dass ich diesen Konflikt hatte. Denn durch das Coaching habe ich eine weit größere Entwicklung gemacht, als ich für möglich gehalten habe.“

Moodle als Lernplattform

Als Lernplattform arbeite ich mit Moodle (Überblick über Moodle hier), einem freien Kursmanagement-System, das vielfach von Schulen und Universitäten verwendet wird. Dementsprechend ist Moodle sehr komplex und man muss sich einarbeiten. Das habe ich jedoch gerne gemacht, weil ich ein Fan von freier Software bin.

 

Wenn es Kollegen gibt, die ähnlich arbeiten, bin ich an einem Erfahrungsaustausch sehr interessiert (sn@sabine-neugebauer.de).


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