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Webinar, Zoom-Schulung und Online-Kurs

Seminare unter Pandemie-Regeln: 8 Teilnehmende in einem 100 qm Raum, alle mit Abstand verteilt und womöglich mit Maske… Da denkt man doch gerne über E-Learning – Alternativen nach. Doch was passt am besten? Hier können Sie die Formate „klassisches Webinar“, „Zoom-Schulung“ und „Online-Kurs“ vergleichen.


junge Frau mit Laptop, Online-Kurs, (c) Avtar Kamani, Pixabay-Lizenz 2020
(c) Avtar Kamani, Pixabay-Lizenz 2020

Webinar - der Klassiker

Schon seit mehr als zehn Jahren gibt es das Web-Seminar, kurz Webinar. Es gibt verschiedene technische Plattformen. Im Vergleich zum Präsenzseminar kann eine größere Teilnehmerzahl teilnehmen. Als Teilnehmerin höre ich live den Dozenten, sehe sein Bild und verfolge die Übertragung (Screencast) seiner Präsentation. Über den Chat kann ich Fragen stellen, die live beantwortet werden – es ist also eine Interaktion möglich.

In der Praxis verhalten sich viele Teilnehmende jedoch ruhig. Sie bleiben im Hintergrund und konsumieren den Vortrag. Das Webinar wird anschließend oft als Aufzeichnung zur Verfügung gestellt. Deshalb lohnt es sich kaum, sich Stress zu machen, um zur festgelegten Live-Durchführung dabei zu sein. Obwohl also eine lebendige Diskussion wie im Seminar möglich ist - nur über Chat -, hat das Webinar inzwischen den Charakter einer Vortragsaufzeichnung angenommen.

Zoom-Schulung - Videoschalte als Seminarersatz

Die modernen Videokonferenz-Tools wie Zoom, Discord, MS Teams oder Skype ermöglichen eine Kommunikation aller über Sprache und Bildübertragung. Im Gegensatz zum Webinar sind auch die Teilnehmer bildlich sichtbar. Das macht es lebendiger, kann ich doch auch sehen, wie die anderen gucken und reagieren. Präsentationen können über den Bildschirm geteilt werden, Fragen werden im Plenum online diskutiert. Es sind je nach Plattform auch Gruppenarbeiten machbar.

Damit das übersichtlich bleibt, sollte nicht die maximale Personenzahl ausgereizt werden, z. B. 49 bei Zoom, sondern sich auf etwa 8 bis 10 Teilnehmer beschränkt werden.

Die persönliche Anwesenheit ist bei diesem Format üblich. Eine Aufzeichnung gibt es eher nicht. Der technische Aufwand bleibt überschaubar, die Plattformen laufen online und die Teilnehmenden können sich über ihren Browser einloggen. Da liegt dann aber auch eine Schwachstelle: der Datenschutz! Daneben lässt die Übertragungsqualität manchmal zu wünschen übrig, das kennen wir ja auch aus den normalen Video-Besprechungen.

Online-Kurs - individuelles E-Learning

Bei einem Online-Kurs lernt jeder Teilnehmer grundsätzlich für sich. Dadurch unterscheidet sich dieses Format von den beiden anderen. Präsentationen und Trainervorträge sind als Videos verfügbar, ergänzt durch schriftliche Unterlagen und Online-Übungslektionen. Die Kommunikation findet asynchron statt, durch Chat- und Mailfunktionen, z. B. indem die Trainerin Feedback zu den Lektionsantworten schreibt oder sich Teilnehmende eines Gruppenkurses in einem Forum austauschen.

Ein Online-Kurs ist keine Veranstaltung von drei Stunden, sondern umfasst einen Zeitraum von mehreren Tagen bis Wochen. Dabei kann jeder seine Lernzeiten individuell festlegen. Verteiltes Lernen hat sich als effektiv erwiesen. Insgesamt kann so ein größerer Lernumfang bewältigt werden.


Im Erleben der Teilnehmenden

Das Webinar ist bequem und praktisch. Ich kann in der Aufzeichnung nicht relevante Abschnitte überspringen oder wichtige Sequenzen wiederholen. Wer nicht gerne auf Texte schaut, bekommt hier Informationen auf eine anschauliche Art und Weise. Andererseits werde ich persönlich nicht angesprochen, außer, wenn ich mich intensiv live durch Chatfragen einbringe.

Eine Zoom-Schulung kann lebendig und motivierend, aber auch nervig sein. Leider kann ich nicht vorspulen, und es fällt auf, wenn ich zwischenzeitig den Platz verlasse, weil ich ja sichtbar bin. Der Kontakt zu den anderen ist trotz Bildübertragung weniger intensiv als bei einem Präsenz-Seminar. Zudem strengt es an, bei ruckelnden Bildern und Tonverzerrungen noch mehr. Eine Dauer von zwei bis drei Stunden erfordert schon eine hohe Konzentration, die umso leichter fällt, je relevanter das Thema und die Beiträge der anderen dazu für mich sind.

Im Online-Kurs kann ich mich selbstbestimmt umschauen. Das ist Freiheit, aber ich muss meinen inneren Schweinehund auch im Griff haben, sonst schiebe ich es immer auf. Durch den längeren Kurszeitraum entspricht das verteilte Lernen eher dem natürlichen Erwerb von Kompetenzen.

Ähnlich wie die Webinar-Aufzeichnung kann ich das Lernen in freie Zeitfenster legen. Dafür ist es unpersönlicher, weil ich Trainer und Teilnehmende nicht sehe. Viele Online-Kurse sind noch textlastig, aber damit lernen viele auch gut. Das Arbeitstempo lege ich selbst fest, was die Zeiteffizienz erhöht. Das Feedback des Trainers zu meinen Antworten schafft auch persönlichen Kontakt.

Die Perspektive der firmeninternen Personalentwicklung

Webinar

  • als Aufzeichnung für große Teilnehmergruppen zugänglich
  • immer wieder abrufbar
  • preisgünstig und flexibel
  • hohe Abbrecherquote, die "Generation Youtube" guckt nicht zu Ende
  • Gefahr, dass nur formal was abgearbeitet wurde
  • gut geeignet für wiederkehrende Fachthemen oder die Vermittlung von Pflichtinhalten wie z.B. Sicherheitseinweisungen

Zoom-Schulung

  • dem Seminar am ähnlichsten
  • für kleinere Themenbereiche, sonst überfordernd
  • ggf. in mehrere Bausteine aufteilen
  • Teilnehmer müssen sich bei digitaler Kommunikation wohlfühlen, damit sie mitmachen
  • gut geeignet für Workshop-ähnliche Themen
  • Datenschutz sicherstellen

Online-Kurs

  • individuelle Förderung
  • auch für kleine Bedarfe möglich, muss nicht wegen zu wenig Teilnehmern abgesagt werden
  • auch für umfassendere Lernthemen bei längeren Kurslaufzeiten
  • Eigenmotivation der Teilnehmenden erforderlich
  • Selbstorganisation und digitale Kompetenz nötig
  • hohe Transferchance in Kombination mit Präsenz-Coaching oder Kleingruppentraining (Blended Learning)

Aus der Sichtweise der Trainerin

Webinar

Bei einem Webinar ist  die Zielgruppe oft unklar, insbesondere, wenn viele Teilnehmende nur die Aufzeichnung anschauen. Um Unzufriedenheit bei zu heterogenen Gruppen vorzubeugen, kann ich in der Beschreibung Voraussetzungen und Anlass konkretisieren.

Bei einer kurzen Sequenz besteht der Aufbau zumeist aus einer animierten Präsentation, die ich frei vortrage, und teilnehmeraktivierenden Diskussionen. Zur Anregung sind Beispiele oder Schlüsselfragen gut. Es ist wichtig, die Teilnehmerfragen im Chatroom bzw. auf dem Whiteboard ernst zu nehmen, aber trotzdem einen roten Faden zu verfolgen – wie bei einem Präsenzseminar ja auch.

Leider hat das Webinar mittlerweile den Ruf, ein Marketinginstrument zu sein, was gratis oder billig angeboten wird. So ist es unternehmerisch nur sinnvoll in Kombination mit weiteren Dienstleistungen wie z. B. Gruppen- oder Einzel-Coachings.

Zoom-Schulung

Da hier noch die meiste Interaktion möglich ist, eignet sich eine Zoom-Schulung für Themen mit Workshop-Charakter. Teilnehmende können aktiv einbezogen werden, ihre Sichtweise einbringen oder auch Vorarbeits-Ergebnisse präsentieren. Anders als im Seminar ist hier die Konzentrationsspanne kürzer, so dass die Inhalte ggf. auf mehrere Sessions verteilt werden sollten.

Als Trainerin moderiere ich die Diskussion, d.h. ich rege an, hinterfrage, spitze zu oder fasse zusammen. Hier ist Improvisationsgeschick gefragt – die Verläufe können dynamischer verlaufen als bei einem Webinar. Eine belastbare Ablaufstruktur, also didaktisch sinnvolle Arbeitsschritte, sollte ich daher vorbereitet haben.

Da Zoom-Schulungen für jede Seminargruppe neu live durchgeführt werden, lohnt sich die Konzeption besonders, wenn ein Kunde mehrere Termine bucht.

Online-Kurs

In dieses Format muss ich erstmal enorm viel Vorarbeit hineinstecken, dafür sind die Elemente aber theoretisch für eine große Zahl von Teilnehmern nutzbar.

Die mündliche Kommunikation fehlt, und so wirkt ein Online-Kurs leichter langweilig – dem kann ich durch eine abwechslungsreiche Gestaltung entgegensteuern. Zentral ist die Strukturierung der Inhalte: die Lernpfade müssen didaktisch sinnvoll geplant werden. Daneben sollten den Teilnehmenden genügend individuelle Bearbeitungswege offenstehen.

Ein Online-Kurs kann auch von einzelnen Teilnehmern durchlaufen werden, es braucht keine Mindestgruppengröße wie bei Seminaren. Dafür kostet die Betreuung jedes Kursteilnehmers seine Zeit, da ich die Einzelantworten durchsehe. Eine interessante Erfahrung war, dass ich so viel besser als in einer Gruppenarbeit im Seminar erkennen konnte, welcher Teilnehmer was verstanden hatte.


Allen Formen des E-Learning sind diese Vorteile gemeinsam:

  • eine hohe Flexibilität und damit eine gute Vereinbarkeit mit dem Tagesgeschäft
  • die Vermeidung von Reisekosten und Reisezeitaufwand und damit die Schonung von Budget und Umwelt.

Es lohnt sich also, die neuen Formen des Lernens zu erkunden!


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